Auf den Geschmack kommen
Die erste Seite
So beginnen die Geschichten in meinen Büchern. Sie, liebe Leserin, lieber Leser bekommen dadurch einen ersten Eindruck, wie ich schreibe. Und dieselbe Freude, die der Schuhmacher hatte - als es noch Schuhmacher gab -, wenn die Leute nicht nur vor dem Schaufenster seines Ladens stehenblieben, sondern eintraten, dieselbe Freude kenne auch ich. Es gibt für mich als Autor nichts Schöneres, als wenn jemand, der mich noch gar nicht kennt, meine Bücher entdeckt.
Der Tag, an dem ich beschloss, mich zu ändern
Der Tag, an dem ich beschloss, mich zu ändern
Roman - Die erste Seite
Als ich an diesem Morgen erwachte, war das Bett neben mir leer. Sogar das Kissen hatte Julia mitgenommen, und ich dachte: Das ist es nun also. Der Anfang vom Ende.
Schlafen können hatte ich trotzdem. Sogar sehr gut hatte ich schlafen können. Kann der Mensch etwas dafür, wenn er einschläft? - Julia hatte nicht einschlafen können. Und irgendwann, so vermutete ich, hatte sie ihr Kissen gepackt und sich in das freie Zimmer im oberen Stock verzogen.
Dass auch ich es nicht schön fand, wie es zwischen uns stand, glaubte mir Julia nicht. Auch ich machte mir Sorgen um unsere Liebe, und jetzt, an diesem Morgen erst recht. Frauen können nicht in das Innere eines Mannes sehen, obwohl sie denken, sie können es. Mein Innenleben sah trostlos aus. Trostlos und anklagend wie die Leere des Bettes, die neben mir gähnte.
Ich drehte mich zur Seite und hätte am liebsten gar nicht aufstehen wollen. Noch ein ungelöstes Problem fiel mir ein. Es hatte nicht ganz die gleiche Bedeutung - aber ungelöst war es doch.
Der Tag... 3. Kapitel
Der Tag, an dem ich beschloss, mich zu ändern
Die erste Seite des 3. Kapitels
Endlich sass ich an meinem Schreibtisch, hatte endlich das Blatt eingespannt und blickte hinaus in den von der Sonne
bedrängten Winter – als das Telefon klingelte. Es klingelte wirklich; denn es war ein uraltes, wunderschön rotes Modell mit Wählscheibe, das weder digital noch mit Beethovens Fünfter auf sich aufmerksam machte, sondern wie in früheren Zeiten einfach schrillte.
Ich liebte die Melodie meines Telefons, weil es den einsam in seiner Klause schreibenden Autor - der eigentlich gar nicht allein sein wollte - mit der Welt verband. Und die Welt war in diesem Fall eine muntere, temperamentvolle Frauenstimme mittleren Alters.
„Hallo, Herr Güldenschuh“, sprach die Dame, „hier ist Erika Fröhlich. Heute ist es soweit!“
„Bitte“, wagte ich einzuwenden, „ich verstehe nicht ganz -“
„Sie kommen doch heute zu uns!“ erinnerte mich die Dame, die so fröhlich sprach, wie sie hiess. Die Überschwenglichkeit ihrer Stimme konnte nicht darüber hinwegtäuschen, wie die Dame in Wirklichkeit war. Ich hatte es hier mit jener Sorte Mensch zu tun, die selber niemals etwas vergisst.
„Sie haben uns doch nicht etwa vergessen?“ tadelte mich Erika Fröhlich, schon etwas weniger fröhlich. „Neuthal – das Frauenforum!“
Jetzt wusste ich, was sie meinte. Mit Erschrecken stellte ich fest, dass die Störung unseres Eheglücks bereits auf meinen Beruf übergriff: Zum erstenmal in meiner Karriere hätte ich den Termin einer Lesung vergessen.
Der Tag... 9. Kapitel
Der Tag, an dem ich beschloss, mich zu ändern
Die erste Seite des 9. Kapitels
Eine ultimative Mitteilung tönte uns von der Kasse entgegen, als wir den Eingang der Konzertfabrik hinter uns hatten:
„Ausverkauft!“
Unter der Menge, die sich bis zum Eingang zurückstaute, brach das grosse Wehklagen aus. Aber nicht bei allen. Wie überall, wo es etwas zu haben gibt, teilte sich die Menschheit auch hier in zwei Gruppen: Durch die Masse der Enttäuschten, die leer ausgingen, bahnte sich jene glückliche Minderheit ihren Weg, die in weiser Voraussicht vorbestellt hatte.
Dass auch wir dieser Minderheit angehörten, verdankten wir unserer Ehekrise. Denn normalerweise - also früher - hatte ich mich um Eintrittskarten und dergleichen gekümmert. Das heisst: Ich versprach jeweils, mich darum kümmern zu wollen. Dass Konzerte - oder Filme in Kinos - manchmal wirklich ausverkauft sind, glaubte ich immer erst dann, wenn die Türen, vor denen wir standen, verschlossen waren.
Seit diesem Morgen nun war das anders. Julia verliess sich nicht mehr auf mich. Seit heute schien sie das Leben vorsorglich ohne mich proben zu wollen, und sie begann mit den Eintrittskarten. Schon am Nachmittag, ohne mir etwas zu sagen, hatte sie vorbestellt. Ihre angeborene Skepsis hatte sie vorgewarnt, und natürlich behielt sie recht.
„Siehst du“, sagte Julia, als sie die kostbaren Karten in ihrer Hand hielt, „das muss ich mir merken. Ich hätte solche Dinge schon lange selber erledigen sollen.“
Sie tat auf einmal ganz selbständig. So gefiel sie mir gar nicht - aber ich hoffte noch immer, alles werde wieder wie früher. Ich wollte wieder den Arm um sie legen und sagen können: Ich mache das schon. Und ich wollte, dass sie an meine Zuversicht wieder glaubte.
Aus heiterem Himmel
Der Blitzschlag
Erzählung - enthalten im Buch "Aus heiterem Himmel" - Die erste Seite
Steil erhebt sich der bewaldete Hang. Weit oben verschwinden die Seile in der dunklen Öffnung der Bergstation. Die kleine Kabine schwankt - wir fahren zum Himmel. Mit mir in der Seilbahn sitzt eine Einheimische und starrt mich an ohne Scheu. Ich habe sie gefragt, ob sie die Frau gekannt habe, die der Blitz erschlug. Aber sie hat nur unverständlich gemurmelt. Jetzt sind wir beide verstummt. Ich schaue zurück, hinab: Das Tal entfernt sich rasch.
Ich bin hierher gekommen, um eine Antwort zu finden, erkläre ich dem Pfarrer. Wir haben uns auf die Bank vor der Kirche gesetzt. Es gibt nur eine Kirche hier, und der Pfarrer redet mit mir, dem protestantisch Getauften, wie mit einem Ungläubigen. Immer, wenn ich etwas einwende, schüttelt er den Kopf - missbilligend, verständnislos - und sagt:
"Das kann man nur mit dem Glauben verstehen."
In der Zeitung habe ich gelesen, dass das Unglück neben einer kleinen Kapelle geschah, oberhalb des Dorfes. Ein Gewitter war ausgebrochen, und die Frau hatte wie gewohnt die Sturmglocke geläutet.
"Das Wetterläuten", erklärt mir der Pfarrer, "soll uns daran erinnern, dass der Herrgott uns nahe ist, auch im Unwetter. An uns ist es, zu beten, wenn wir die Glocke hören. Das ist ein alter Brauch hier in der Gegend."
Bei jedem Gewitter hat Katharina Gwerder die Glocke geläutet? - "Bei jedem Gewitter", nickt der Pfarrer, "sogar in der Nacht." War sie eine fromme Frau, frage ich weiter. Der Geistliche schaut mich an, als habe er Mitleid mit mir. "Sie war nicht frommer als andere. Die Menschen hier sind alle sehr gläubig. Sie kommen in die Kirche. Sie beten viel. Hier ist es nicht wie bei euch unten."
Warum aber wurde die Frau vom Blitz erschlagen, warum an diesem heiligen Ort? Warum traf es diese Bäuerin, die doch gerade erst ihren Mann verloren hatte - diese Mutter von dreizehn Kindern?
"Das weiss nur der Herrgott allein. Wir können darüber nicht urteilen. Wem der Tod ein Rätsel ist, dem wird er ein Rätsel bleiben." Der Geistliche sagt es streng und endgültig. Er verabschiedet sich flüchtig, ohne Freundlichkeit.
Der Ungläubige hat ihn versäumt.
zum Anfang
Die Befreiung
Orwells Einsamkeit
Ein Reisebericht - enthalten in "Die Befreiung - mein Weg zu einem persönlichen Denken" - Die erste Seite
"Schottland im Winter – ein Winter der milden Sorte, weder Eis noch Schnee im Land. Aber es fängt an zu regnen, und der Wind bläst hart, als ich unten an der Pier ankomme, er zupft und zaust mich, wirft mir die Regentropfen ins Gesicht.
Port Askaig auf der Insel Islay ist ein verlorenes Nest. Ein Bootshafen, ein Hafenhotel, eine Bar, ein paar Häuser. Der Ort liegt an einer Meerenge. Gegenüber ist ein verschwommener dunkler Streifen Land zu erkennen: Das muss Jura sein! Ein grauschwarzer Himmel liegt über Jura – und davor, einer unüberwindbaren Grenze gleich, schäumt die unruhige See. Hohe Wellen klatschen gegen die Hafenmauer, die Fähre bäumt sich auf wie ein scheu gewordenes Pferd.
„No boat today“, sagt der Fährmann. Das Boot schaffe es nicht bei diesem Seegang. Drüben auf Jura könne man nur bei ruhiger See anlegen. „We’ll try tomorrow“, beschliesst der Mann.
Damit müsse man hier rechnen, sagt ein junger Typ zu mir, der mit einem Motorrad nach Jura hinüber will. Er heisst Roddy, und er will wissen, was mich hierher verschlägt in dieser Jahreszeit. Als ich Orwell erwähne - George Orwell, Autor des Buches „1984“ -, weiss Roddy Bescheid. Er wohne ganz in der Nähe von Orwells Haus, fünf Meilen südlich.
Du bist nicht der erste, der das Haus sehen will, sagt Roddy, es waren sogar schon Japaner da.
Das hätte er mir besser nicht erwählt. Aber dann schaue ich wieder in die Meerenge hinaus, sehe hinter Regenschleiern die dunklen Umrisse der Insel und finde Jura doch eine Reise wert. Wer weiss, was mich dort erwartet."
zum Anfang
Der Spieler von Zürich
Der Spieler von Zürich
Ein Bericht - Die erste Seite des zweiten Kapitels
Das Lokal befand sich mitten in Zürich, und Rolf, ein Arbeitskollege des Prinzen, war Stammgast dort. Er wohnte ganz in der Nähe, und meistens ging er auch über Mittag hin. Eines Tages schlug er Milan vor mitzukommen – nach dem Essen werde jeweils gespielt.
Milan war ohne Zögern einverstanden, wollte aber unterwegs Näheres wissen. Auf eine Jassrunde hatte er keine Lust. Jassen war ihm unsympathisch, vielleicht, weil er die deutschen Karten nicht mochte. Rolf beruhigte ihn: Manchmal werde Rommé gespielt, manchmal gewürfelt, je nachdem.
So machte der Prinz seine ersten Erfahrungen am Spieltisch. Obwohl inzwischen neunzehnjährig, war er mit Abstand der Jüngste unter den Spielern: Rolf, sein Arbeitskollege, war achtundzwanzig, die anderen zählten schon über dreissig. Milan störte dies nicht, er kannte kaum noch Gleichaltrige. Und mit Älteren zusammen vergass er, wie jung er noch war. Er begriff die Spielregeln schnell und benahm sich sogleich wie einer, der Bescheid weiss.
Zuerst wurde meistens um Zehnernoten gespielt, dann um Zwanziger- und sogar Fünfzigernoten; zuletzt, bevor man zurück an die Arbeit musste, ging es um die Getränkerechnung. Das Geld stand im Zentrum, Geld war der Anreiz.
Niemand brauchte dem Prinzen dies zu erklären. Schon am ersten Tag, kaum hatte sich Milan dazugesetzt, erwachte etwas in ihm: Es genügte, dass er die Banknoten sah, die sich in der Mitte des Tisches befanden - Schweizer Banknoten, die einfach so dalagen. Was beim Anblick des Geldes mit ihm geschah, merkte er nicht. Doch von nun an begab er sich täglich mit Rolf in das Lokal im Kreis 4.
Schon bald fiel ihm auf, dass sein Kollege ganz anders spielte. Wenn Rolf hundert oder zweihundert Franken gewonnen hatte, hörte er auf; wenn er mit 100 im Rückstand lag, ebenso. Rolf setzte sich von Anfang an eine Grenze und hielt sich daran.
Auch Milan fasste solche Vorsätze. Doch bei ihm funktionierte es nicht.
Die Freiheit der Sternenberger
Eine Laune der Natur
Aus "Die Freiheit der Sternenberger - Reiseberichte & Dorfgeschichten" - Die erste Seite der zweiten Geschichte
In der Schweiz kommt es selten vor, dass man ins Ungewisse fährt. Aber an diesem Morgen kann der Kapitän der «Reuss» für nichts garantieren. Er fahre schon bis nach Flüelen, sagt er, doch er wisse nicht, ob man dort noch aussteigen könne.
Brunnen liegt hinter uns, das kleine Kursschiff fährt hinaus in den Urnersee. Schroffe Abhänge aus Wald und Fels begrenzen den See. Die Landschaft ist wie eine kräftige Faust, vom Regen gewaschen, und das Wasser unruhig, immer noch aufgewühlt. Doch die «Reuss» geht unbeirrt ihren Weg. Sie steuert Sisikon an, das letzte Dorf vor Flüelen. An Bord befinden sich lediglich vier Passagiere: Ein deutsches Ehepaar, das zur Tellskapelle will, ein älterer Mann aus dem Urnerland und ich. Der Mann arbeitet in einer Luzerner Grossbäckerei und ist für die Nachtschicht wie gewöhnlich am Vorabend mit dem Zug nach Luzern gefahren. Jetzt, am Morgen, als er heimkehren wollte, musste er den Zug in Brunnen verlassen. Bahn- und Strassenverbindung ins Urnerland unterbrochen, hat es geheissen. Flüelen - wenn überhaupt - sei nur noch auf dem Schiffsweg erreichbar.
In Sisikon will niemand zusteigen. Das Schiff fährt weiter, nahe dem Ufer entlang, zur Teilsplatte. Flüelen ist nicht zu sehen, ein Ufervorsprung verdeckt die Sicht. Auch die beiden deutschen Touristen merken jetzt, dass etwas nicht stimmt. Auf dem Wasser schwimmen grosse Mengen von Treibholz vorbei, ganze Stämme, Äste, Grasbüschel, aber auch Pflöcke und Bretter, sogar Teile von Gartenzäunen. In den Ästen haben sich Schnüre, Stoffreste und Plasticsäcke verfangen - wie zerfetzte Überbleibsel eines heftigen Kampfes. Der Mann aus Uri sagt, er habe in Brunnen versucht, seiner Frau anzurufen. Aber auch die Telefonleitung sei unterbrochen gewesen.
Als wir die Tellsplatte erreichen, beschliesse ich auszusteigen und zu Fuss, auf der Axenstrasse, weiter vorzustossen. Der Urner bleibt auf dem Schiff, er will versuchen, in Flüelen an Land zu gehen. So schlimm, meint er, werde es wohl nicht sein.
Auf der Strasse hoch über dem See stehen Touristen vor einem Reisecar und wappnen sich gegen das Wetter. Bereits regnet es wieder. Seit zwei Tagen regnet es unaufhörlich, den ganzen Sommer hat es geregnet, aber die Touristen lassen sich die Ferienlaune nicht nehmen. Da tritt aus dem Gasthaus an der Strasse der Reiseleiter, und auf französisch informiert er die Gruppe, nach der Besichtigung der berühmten Tellskapelle müsse man leider umkehren. Die Strasse ins Urnerland sei wegen Überschwemmung gesperrt.
Diese Nachricht dämpft nun doch ein wenig die gute Stimmung. Von einer Überschwemmung, deren Ausmass unbekannt ist, stand nichts im Reiseprogramm.
Captain Cook oder Die Schule des Lebens
Zweiundzwanzig liebeshungrige Jünglinge
Aus "Captain Cook" - Die erste Seite der 5. Geschichte
Gibt es an der Schule ein Fach, das die Liebe behandelt? So ein Fach gibt es nicht, und doch - in jeder höheren Lehranstalt, abseits des Unterrichts, lebt und gedeiht die Schule der Liebe. Mit Lektionen, Prüfungen und Versetzungen. Nur alles ein wenig chaotischer.
Diese jahrtausendealte Geheimschule, gleichzeitig mit dem öffentlichen Gymnasium, besuchte auch ich. Doch zu meiner Zeit war das alles noch komplizierter. Denn es gehört, wie man weiss, zum Wesen der Liebe, dass in der Regel beide Geschlechter beteiligt sind. In unserer Schule gab es damals nur ein Geschlecht. Es gab nur Jünglinge. Jungs!
Ich kam als Fünfzehnjähriger von der Oberstufe, der Kindergarten der Liebe lag hinter mir, ich kam in die Stadt, in die grosse Stadt, war zu allem bereit, befand mich, flaumig und picklig, in den Startlöchern meiner Männlichkeit - und was musste ich antreffen? Lauter solche wie ich. Ein ganzes Schulhaus davon. Ich fand mich wieder in einer Masse von noch nicht ganz ausgereiften, noch etwas grünen, abwechslungsweise oberklug diskutierenden oder herumalbernden Mitgymnasiasten. Von Deodorants keine Spur. Aber ziemlich eingebildet, die meisten.
Bewusst war uns nicht, wie wir wirkten. Es fehlte das Gegenüber. Es fehlte jemand, der uns den Spiegel hinhielt. Manchmal denke ich, das andere Geschlecht ist dazu da, den Spiegel zu halten, damit man sich darin sehen kann und merkt, wie man ist. Aber die Mädchen fehlten.
Wie mein Sohn und ich die Berge bezwangen
Wie mein Sohn und ich die Berge bezwangen
Vom Engadin nach Hause zurück - Ein Tagebuch - Die erste Seite
In Maloja steigen wir aus dem Postauto und finden den Wanderweg nicht. Es ist Mittag, mitten im Sommer, die Engadiner Sonne brennt heiss vom Himmel - niemand nimmt jetzt einen Aufstieg in Angriff, ausser uns natürlich. Julian klagt schon nach fünf Minuten über die Hitze, ich sage, der Anfang ist immer am schwersten und denke: War das wirklich eine gute Idee?
Klar, findet Nina, der Hund. Sie blickt, als wäre sie eine Gemse, von einem Felsvorsprung auf uns herunter und wundert sich, warum die Menschen so kompliziert sind. Endlich stossen wir auf den Wanderweg, und Julian, dessen Handy bereits eine Nachricht für ihn verkündet, wird plötzlich wach und fragt, warum wir nicht schneller laufen!
Und schon sind wir oben und stehen vor dem Lunghin-See, und der Vater kann es nicht lassen, dem Sohn zu dokumentieren, was ein harter Mann alles so auf sich nimmt: Ich gehe baden. 10 Sekunden. Und ich denke, so kalt muss es für die «Titanic»-Passagiere gewesen sein damals, als sie in den eisigkalten Atlantik sprangen.
Die «Titanic» ist nicht das einzige unpassende Thema, auf das wir inmitten der prachtvollen Bergkulisse zu sprechen kommen. Wir merken schon nach den ersten zwei Stunden: Man kann nicht fünf Tage zu zweit unterwegs sein und nur darüber reden, was man gerade sieht.